Liebe Mitglieder, Freunde und Förderer des Vereins Eltern für Kinder im Revier e.V.,
von ihren Kindern getrennte Eltern verbringen häufig eine Weihnachtszeit, die weit von den Bildern eines fröhlichen und ungezwungenen Weihnachtsfestes entfernt ist. Das Jahr 2020 hat zudem noch Beschränkungen mit sich gebracht, die sich vorher niemand vorstellen konnte. Dies betraf oft die Wahrnehmung der häufig geringen Umgangskontakte, aber auch die Hilfe durch Beratung oder Professionen oder die Aktivitäten unseres Vereins.
Trotzdem haben wir alle einen Weg durch dieses Jahr gefunden und die Hoffnung, dass sich die Situation in den nächsten Monaten wieder entspannt und verbessert.
Was hat das Jahr 2020 gebracht? Hier ein paar Ereignisse, die uns aufgefallen sind:
- Im Februar wurde der vom SWR produzierte Film "Weil Du mir gehörst" ausgestrahlt, der das Thema der Eltern-Kind-Entfremdung in bedrückend realistischer Weise in die Öffentlichkeit getragen hat. Der Film hat inzwischen mehrere Auszeichnungen erhalten. Wir konnten Interesse an dem Thema und an unserem Verein wecken, was dann jedoch leider im ersten Lockdown verebbte.
- Die 2015 beauftragte und 2019 fertiggestellte "Petra"-Studie "Kindeswohl und Umgangsrecht" ist noch immer nicht veröffentlicht worden. Offenbar waren die Ergebnisse für das beauftragende Familienministerium so unangenehm, dass die seit langem gegen gleichberechtigte Elternschaft agierende Prof. Dr. Sabine Walper beauftragt wurde, die Studie den politisch gewünschten Ergebnissen anzupassen.
- Die Justizministerin Christine Lambrecht (SPD) verkündete in einem Interview, dass einen großen Bedarf für eine umfassende Umgangs-, Sorge- und Unterhaltsrechtsreform gebe, dass aber in dieser Legislaturperiode "keine Zeit" bleibe, um diese anzugehen. Es sei in Erinnerung gerufen, dass die aktuelle Koalition seit 2013 regiert und die Ergebnisse der Kommissionen zu Fragen des Unterhalts seit 2017 und zum Umgang seit 2018 vorliegen. Es bliebe nur Zeit, um das automatische, gemeinsame Sorgerecht ab Geburt für lesbische Mütterpaare gesetzlich zu verankern. Schwule Väter sollen dabei übrigens nicht berücksichtigt werden. Offenbar sind Grundkenntnisse der Biologie verloren gegangen, denn auch 2020 sind für das Entstehen eines Kindes noch immer Mutter und ein Vater notwendig.
- In der ab 1.1.2021 gültigen Version werden die Sätze der Düsseldorfer Tabelle um durchschnittlich 6,3% angehoben und sind damit völlig abgekoppelt von der allgemeinen Lohn- und Preisentwicklung im Jahr 2020. Der Selbstbehalt für Unterhaltsverpflichtete wurde dagegen nicht angepasst. Auf Nachfrage, wie Betroffene mit Corona-bedingten Einkommensverlusten ihren Pflichten nachkommen sollen, empfahl das SPD-geführte Familienministeriums lapidar, diese mögen ihre Rücklagen auflösen.
- Mit Beginn der Corona-Krise stieg auch die Zahl der Umgangsverweigerungen. Häufig wurde eine diffuse Angst vor einer Infektion als Begründung genutzt, um den Umgang mit dem anderen Elternteil zu verweigern. Erst nach Wochen nahm die Politik Stellung dazu. Glücklicherweise haben viele Gerichte solche Verweigerungen erkannt und mit angemessenen Ordnungsgeldern belegt.
- Unsere Selbsthilfetreffen konnten nur bis März in gewohntem Maß stattfinden. Der Lockdown traf uns im April noch recht unvorbereitet, seit Mai bieten wir alternativ Videokonferenzen an. Diese können den persönlichen Austausch zwar nur sehr unvollkommen ersetzen, sind derzeit aber die einzige Möglichkeit, für Betroffene präsent zu bleiben. Der nächste Selbsthilfetermin findet (wahrscheinlich weiterhin online) am 12.01.2021 von 19-21.30 Uhr statt.
- Um Kosten zu reduzieren, haben wir das seit langem kaum genutzte Büro in der Kastanienallee aufgegeben und nutzen dort nur noch den Briefkasten und einen Lagerraum
- Ende November konnten wir die Gemeinnützigkeit zurückerhalten, die wegen Fristversäumnissen verloren gegangen war.
All dies zeigt, dass es auch nach über zwanzig Jahren des Bestehens von Eltern für Kinder im Revier e.V. noch immer viel zu tun gibt. Wir versuchen auch weiterhin, uns auf verschiedene Weise Gehör zu verschaffen und die Probleme des aktuellen Familienrechts in die Öffentlichkeit tragen, brauchen dazu aber auch Eure tatkräftige Mithilfe. Der Vorstand kann unterstützen und koordinieren, hat aber nicht die Kapazitäten, alles allein zu erledigen. Wir freuen uns auf Eure Rückmeldungen dazu.
Vor allem bitten wir alle diejenigen, die ihren Jahresbetrag 2020 trotz mehrfacher Erinnerungen noch immer nicht überwiesen haben (wie bereits mitgeteilt, können wir aktuell keine Lastschriften einziehen), diesen kurzfristig auf unser neues Konto bei der Sparkasse Essen zu überweisen. Eine steuermindernde Zuwendungsbescheinigung dürfen wir wieder ausstellen. Um die Arbeit fortführen zu können, sind wir auf Eure Beiträge und Eure Unterstützung angewiesen!
Zum Schluss möchten wir Euch und Euren Kindern ein frohes Weihnachtsfest und einen guten Rutsch in ein hoffentlich besseres Jahr 2021 wünschen. Denjenigen, die ihre Kinder an den Feiertagen nicht sehen können, wünschen wir viel Kraft und Zuversicht.
Allen Kindern beide Eltern!
Eltern für Kinder im Revier e.V.
Für den Vorstand
Stefan Dringenberg
Christoph Farat
Mehmet Tuntas